Die Debatte um gendersensible Sprache ist emotional, gesellschaftlich wichtig – und im Netz hoch umstritten. Doch aus Sicht von SEO stellt sich eine unbequeme Frage: Was passiert, wenn wir Inhalte gendern, aber dadurch schlechter auffindbar werden?
Als SEO- und GEO-Spezialist sehe ich hier ein Problem, das kaum diskutiert wird. Wer in Suchmaschinen sichtbar sein will, muss sich an der Realität orientieren, wie Menschen tatsächlich suchen – nicht daran, wie wir uns Sprache gesellschaftlich wünschen würden.
Suchmaschinen funktionieren nicht politisch, sondern statistisch
Google & Co. werten Milliarden von Suchanfragen aus und zeigen Ergebnisse an, die am besten zu den gesuchten Begriffen passen. Das klingt banal, hat aber Folgen: Suchvolumen gibt es nur für die Begriffe, die Nutzer auch tatsächlich eingeben. Genderformen wie „Ärzt*innen“, „Lehrer:innen“ oder „Mitarbeitende“ spielen in diesen Statistiken kaum eine Rolle.
Das bedeutet: Wer Inhalte stark gendert, entfernt sich von den Begriffen, die Reichweite generieren. Sichtbarkeit wird verschenkt – und zwar nicht zu knapp.
Die grössten SEO-Nachteile der Gendersprache
Damit es konkret wird, hier die wichtigsten Punkte:
Suchvolumen bricht auf
Ein einfaches Beispiel: „Arzt“ hat in der Google-Suche ein Vielfaches mehr Anfragen als „Ärzt*innen“. Das gleiche Muster zeigt sich bei fast allen Berufsbezeichnungen. Genderformen sind in der Suchrealität praktisch unsichtbar.
Keyword-Kannibalisierung
Gendern erzeugt mehrere Varianten desselben Begriffs: „Studenten“, „Student*innen“, „Studierende“. Diese konkurrieren miteinander, schwächen Rankings und zersetzen die Sichtbarkeit.
Nutzerverhalten
Menschen suchen nach dem, was schnell in die Tasten geht. „Bäcker*innen“ tippt niemand, „Bäcker“ schon. Sprache in der Suche ist pragmatisch, nicht politisch.
Technische Hürden
Sonderzeichen wie „*“ oder „:“ sind ein Albtraum für SEO. Sie machen Probleme in URLs, Metadaten und internen Links. Manche Systeme filtern sie sogar komplett heraus.
Voice Search & KI
Sprachassistenten und KI-Tools haben Mühe mit Genderformen. Sie verarbeiten Grundbegriffe fehlerfrei – Genderzeichen dagegen gar nicht oder nur eingeschränkt.
Relevanz schlägt Symbolik
Natürlich ist Sprache im Wandel. Doch SEO basiert nicht auf Symbolik, sondern auf Relevanz und Suchvolumen. Wer Reichweite und Sichtbarkeit will, muss sich fragen: Will ich ein Zeichen setzen oder gefunden werden?
Es geht nicht darum, Gendern zu verbieten oder abzulehnen. Aber es ist ein klarer Fakt: In Suchmaschinen ist gendersensible Sprache ein Nachteil. Und wer Reichweite als Unternehmensziel hat, sollte das wissen – und strategisch handeln.
Was bedeutet das für die Praxis?
- Inhalte klar auf die Suchbegriffe der Zielgruppe ausrichten
- Genderformen allenfalls ergänzend einsetzen, nicht als einzige Schreibweise
- Technisch saubere URLs, Titles und Meta-Descriptions ohne Sonderzeichen nutzen
- Keyword-Recherche konsequent an realen Daten ausrichten, nicht an Sprachidealen
Kurz zusammengefasst
Gendern mag ein Zeichen setzen – aber Google versteht keine Zeichen. Sichtbarkeit im Netz entsteht durch Suchverhalten, nicht durch Sprachpolitik.
Und für alle, die digital Reichweite wollen, gilt: Sprache formt Auffindbarkeit. Wer gefunden werden will, muss sprechen wie die Suchenden – nicht wie die Politik.